Interview mit Bilal Dama

„Dream big by setting yourself seemingly impossible challenges. You will then have to catch up with them“, sagt Richard Branson, Visionär und Gründer der Virgin-Marke. Wenn du scheiterst, gib niemals auf, solange du an deine Sache glaubst. Wer sagt, dass 1% nicht viel ist? Kannst du zu 100% ausschließen, dass etwas nicht klappt – wenn du nur 99% gegeben hast? Der Unterschied von einem Prozent ist: neunundneunzig Prozent werden anstrengend. Hundert Prozent sind ansteckend. Für die lange Strecke reicht Ausdauer nicht, auch die Motivation ist irgendwann erschöpft. Die Energie, die Kraft hinter dem Schöpferischen und der Glaube daran, dass man eine ‚wichtige Mission‘ zu erfüllen hat, verwandeln die zahlreichen Hürden auf dem Weg seine Träume zu verwirklichen, in einen Katalysator innerer Überzeugungskraft und zu einem Power-Perpetuum mobile. Elon Musk sagt: „If something is important enough, even if the odds are against you, you should still do it“. Woher aber kommt die Energie, die Überzeugung und der Wille, mehr zu tun als man eigentlich muss?

Das Hemispheres World Magazine sprach mit Bilal Dama darüber, warum Visionäre kein Kerngeschäft haben, Inspirationen und dass Ideen und große Visionen nicht nur ein Konstrukt sind, sondern Substanz haben und echte Wirklichkeiten sind.


(1) Wo kommst du her? Wo willst du hin?


Bilal Dama: Ich komme aus einer mauretanischen Familie und bin vor acht Jahren nach Deutschland gezogen, um mein Studium für Maschinenbau zu absolvieren. Mauretanien befindet sich in Nordafrika, südlich von Marokko. Diese lange Reise führte nicht nach Deutschland, sondern zu mir selbst – wer bin ich? Ich hatte gerade mein Abitur gemacht, war unerfahren, kannte nur meine eigene Welt, die eigene Firma, hatte nur meine eigene Sprache und dachte die Welt besteht daraus.

Ich kann mit vollem Stolz sagen, dass ich zu mir selbst gefunden habe: Wer ich bin, was ich will und was ich kann. Deutschland ist nun kein fremdes Land mehr für mich und ich betrachte mich selbst als Ingenieur und Visionär, allerdings philosophiere ich auch sehr gerne. Visionär zu sein ist Segen und Fluch zugleich. Von Freunden und Bekannten hörte ich immer: „Bilal, du machst zu viel! Sieh zu, dass du dich auf eine Sache fokussierst!“. Ich glaube jeder hat seine eigene Vorstellungskraft und Vision. Jeder kann etwas ändern, es ist nur eine Frage der Umsetzung.


Ich glaube jeder hat seine eigene Vorstellungskraft und Vision.
Jeder kann etwas ändern, es ist nur eine Frage der Umsetzung.


(2) Du hast jede Menge Ideen und machst sehr viel. Gegenwärtig kann es leicht passieren, dass man schnell dafür verurteilt wird kein Kerngeschäft zu haben. Wie reagierst du darauf, wenn dich jemand damit konfrontiert?


Bilal Dama: Visionäre haben kein Kerngeschäft. Ich habe etwas Schönes gelesen: „Eine Vision ist, wenn sie die Vorstellungskraft der Anderen überschreitet!“. Viele sagen: „Das schafft kein Mensch!“. Ich sage, mein Name ist nicht ‚kein Mensch‘. Ich bin ich und glaube an meine Vision, weil ich es mir vorstellen kann.

Das, was einen Visionär ausmacht ist die Vorstellungskraft von Punkt A nach Punkt B zu gelangen. Du machst dir Gedanken und misst den Plan an deinen Fähigkeiten. Alle großen Menschen die etwas in der Geschichte geändert haben, wurden früher für Spinner gehalten: „Das wird nichts!“. Henry Ford sagte: „Wenn ich meine Kunden gefragt hätte was sie bräuchten, hätten sie gesagt: ‚Schnellere Pferde!'“. Vor ein paar Jahren hätten wir uns nicht vorstellen können, dass es so viele Smartphones wie Menschen auf dieser Welt gibt und wie rasant sich die Technik entwickelt.

Ein Visionär sollte zwei, vier Projekte haben, z.B. schreiben, Youtube-Videos machen, gleichzeitig Extremsportler sein, ein fünftes Unternehmen gründen! Visionäre haben andere Fähigkeiten und müssen nicht unbedingt jede Sache im Detail ergründen – es gibt durchaus Visionäre die das tun, aber es gibt andere Visionäre die das große Ganze betrachten.

Wichtig dabei ist der Umgang mit Menschen und deren Fähigkeiten. Ich gebe eine Flamme und versuche Menschen zu finden, die sie zum lodern bringen. Wenn ich ein Projekt starte suche ich die Besten ihres Fachs, motiviere sie und bringe sie gemeinsam an ein Ziel. Ich trage die Vision in mir und die anderen realisieren sie mit.


„Eine Vision ist, wenn sie die Vorstellungskraft der Anderen überschreitet!“
Das, was einen Visionär ausmacht ist die Vorstellungskraft
von Punkt A nach Punkt B zu gelangen.


(3) Wie schaffst du es, deine Träume in die Realität umzusetzen? Was macht einen Visionär aus?


Bilal Dama: Leonardo Da Vinci ist für mich ein Visionär. Was hat diesen Mann ausgemacht? Leonardo Da Vinci, war ein Mensch – in unserem Maßstab – der sich nicht auf eine Sache konzentrieren konnte. Er war ein Philosoph, ein Maler und ein Architekt. Er hatte überragendes Wissen in der Anatomie, in der Geographie und hatte überall seine Finger im Spiel. Er konnte sich nicht konzentrieren und war schwach, auf der anderen Seite war er gut darin, mehrere Dinge zu beobachten und sein Wissen zu erweitern, weil er es sich erlaubt hat.

Ich betone das gerne: „Wir dürfen uns Dinge erlauben wenn wir denken, dass sie ein ein Teil unserer Persönlichkeit sind!“. Ich habe von einer Expertin gelesen: „Wenn die Menschen zu dir sagen, dass du eine Schwäche hast, du trotz Training und Übung versuchst diese Schwäche loszuwerden und es nicht gelingt, dann ist das wahrscheinlich dein großes Potential!“. Es ist keine Schwäche, dass ich mich nicht auf eine Sache konzentrieren kann – es ist meine Stärke, dass ich gleichzeitig viele Dinge tun kann wenn ich dafür ein System habe.

Es gibt viele Wege zum Erfolg. Wenn du behauptest, du kennst einen anderen Weg, dann stellen die Menschen ihn in Frage und das ist verständlich. Es ist die Aufgabe eines Visionärs Dinge umzusetzen und den Menschen diesen Erfolgsweg sichtbar zu machen. Dann auf einmal wird er gefeiert und plötzlich ist der Versager Thomas Alva Edison, ein Held, dessen wir das Licht verdanken unter dem wir sitzen. Plötzlich ist jemand wie Steve Jobs, der stinkende Füße hat und schräg ist, ein Held – die Liste würde nicht aufhören. Alle diese Menschen, die heute etwas Großes geschaffen haben waren damals Spinner – daher ist eine Idee eine Spinnerei, solange wir sie noch nicht umgesetzt haben.

Als ich in Paris war und mit Hunderten von Menschen zusammen vor der Mona Lisa stand, machten viele Fotos – ich wollte kein Foto machen und fragte mich: „Warum huldigen sie diesem Gemälde? Warum stehen alle da und schauen als wäre es Gott selbst, der durch das Gemälde blickt oder spricht?“. Was dieses Gemälde ausmacht wenn man die Mona Lisa betrachtet: Die Frau lacht nicht, sie macht den Anfang eines Lächelns, die Lippen beginnen sich zu verbreitern. Daher sieht man, dass Leonardo Da Vinci die Anatomie, Mimik, Gestik verstanden hat, was er wiederum gemalt hat und zu jener Zeit in Gemälden sehr selten war.

Dann sieht man, welche Stoffe sie trägt. Wenn man den Hintergrund beobachtet sieht man Berge, Flüsse und wiederum die Geografie. Also das Gemälde beinhaltet alles was ein Visionär in seinem Leben gelernt hat. Alles was er gemacht hat, spiegelt sich in einem Gemälde wieder. Wenn man auf die rechte Seite schaut, sieht man grauen Himmel, auf der linken Seite sieht man Sonne – viele sagen er hat die vierte Dimension in das Bild getan: Zeit. Diese vielen Bereiche in diesem Bild spiegeln sein Wissen wider. Egal wo du bist und was du machst, ob du ein Gedicht schreibst oder philosophierst – du greifst auf dein gesamtes Wissen zu.

Ein Visionär ist auch ein Unternehmer. Entweder er setzt seine Vision alleine um oder er zieht weitere Menschen hinzu. Als Visionär brauche ich die Idee, ein Konzept – aber ich brauche jemanden der das Design erstellt, Marketing macht oder programmiert. Ergo gibt es Visionäre die ihre eigene Schöpfung realisieren oder man ’schöpft‘ gemeinsam. Es ist wichtig das richtige Team zu haben bevor man die richtigen Kunden sucht. Viele sagen sie suchen Teamplayer für ihr Unternehmen. Für mich bedeutet das aber, dass sich jemand an das Team anpassen muss, auch wenn er nicht passt – spielt er einfach mit.

Deshalb glaube ich, dass wir Menschen brauchen die team-intuitiv sind und die eine ähnliche Vision und Werte haben. Ähnliche Werte bedeutet: „Ich strebe eine Lebensqualität und verfolge meine Werte!“. Dann haben wir erstmal eine Basis und dann klappt es mit jeder Vision von dir oder von mir – weil wir eine Richtung haben und wir uns auf dem selben Energielevel bewegen. Im Team brauchen wir jemanden der stark ist in seinem Element und gemeinsam sind wir perfekt. Wenn du versuchst mehrere Unternehmen gleichzeitig zu gründen geht das nur wenn man die richtigen Menschen dafür gefunden hat, die auch ihre Vision realisieren wollen. Ich gebe die Flamme als Visionär aber das Feuer müssen wir gemeinsam entfachten. Jeder ist ein Teil dieser gemeinsamen Schöpfung und am Ende heißt es nicht mehr ‚meine Vision‘ sondern ‚unsere Vision‘.


Es ist keine Schwäche, dass ich mich nicht auf eine Sache konzentrieren kann –
es ist meine Stärke, dass ich gleichzeitig viele Dinge tun kann wenn ich dafür ein System habe.


(4) Woher nimmst du die Faszination und die Motivation für den Unternehmergeist, die Begeisterung für das Schöpferische?


Bilal Dama: Es gibt manche die sagen, man wird als Unternehmer geboren. Manche sagen, dass man es erst lernen muss. Das Umfeld spielt eine große Rolle. Meine Mutter, eine sehr starke Frau, hat mir Folgendes beigebracht: „Das was die Anderen machen, oder können – können wir auch. Also geh los und mach! Die Anderen sind nicht besser, sie haben nur ein Gehirn und nur zwei Hände. Das hast du auch, also warum nicht?“.

Des Weiteren, Unternehmertum verdanke ich ebenfalls meiner Mutter. Wir hatten eine kleine Boutique und ich musste sie verwalten. Am Anfang habe ich nicht verstanden warum ich sie verwalten sollte. Durch diese weise Frau lernte ich das organisieren. Wir waren keine reiche Familie, ich würde uns als Mittelschicht bezeichnen und sind in einem normalen Stadtviertel in Mauretanien aufgewachsen – man könnte es mit Neukölln in Berlin vergleichen. Wenn man bei uns einen Teppich waschen will, macht man das oben auf dem Dach und ruft jemanden. Es gibt Selbstständige die das für dich tun, man bezahlt sie und am Ende des Tages ist der Teppich trocken.

Meine Mutter hat mich und meinen Bruder dazu gebracht, dass wir den Teppich selbst reinigen und wir fragten sie: „Die Nachbarn sind ärmer als wir und sie leisten es sich, dass jemand ihre Teppiche reinigt. Warum müssen wir das tun?“. Dann sagte sie: „Damit ihr die Arbeit schätzen lernt und damit ihr nie verhungert. Ihr könnt immer selbstständig sein und arbeiten. Ihr könnt immer eine Idee haben und sie realisieren, damit ihr euch von anderen frei machen könnt!“.

Damals habe ich das nicht verstanden: „Diese alte Dame möchte einfach, dass wir den Teppich sauber machen?“. Mittlerweile merke ich, dass das meine unternehmerische Seite sehr stark geprägt hat. Ich war fähig zu organisieren und etwas selbst zu machen, ohne jemanden zu brauchen. Auch wenn ich im Team gearbeitet habe bekam ich immer Vertrauen für meine Arbeit, so ist es zustande gekommen, dass ich gemerkt habe: „Scheinbar habe ich Führungsqualitäten – ich kann Menschen an ein Ziel bringen, weil ich klare Strukturen habe!“.

Das und das brauchen wir, das und das können wir machen. Vor Allem, dass ich Menschen beobachten kann und erkenne, was können sie besser? Warum brauche ich sie in meinem Team? Für mich ist klar: ich habe die Fähigkeit Menschen an ein Ziel zu bringen, sie zu motivieren und habe die Initiative auf meiner Seite, um etwas Neues zu starten. Ich will nicht lange fragen und warten, sondern einfach losgehen und machen.


„Das was die Anderen machen, oder können – können wir auch.
Also geh los und mach! Die Anderen sind nicht besser, sie haben nur ein Gehirn und nur zwei Hände. Das hast du auch, also warum nicht?“


(5) Du kommst aus Mauretanien, lebst seit 8 Jahren in Deutschland und kennst dadurch zwei völlig unterschiedliche Welten und Kulturen. Im Bezug auf deine Projekte: wie kann die digitale Gesellschaft und vor allem die Kultur beider Welten voneinander lernen?


Bilal Dama: Ich bin in einer afrikanischen, auch islamischen Kultur aufgewachsen. Ich begab mich in ein Land mit einer völlig anderen Kultur, hatte Erwartungen und Vorstellungen: „Der große Blonde mit den blauen Augen!“. Man hatte nur flüchtige Informationen im Kopf – ich muss zugeben, dass ich durch die Reise zu mir selbst vieles über Kulturen gelernt habe. Wir alle betrachten unsere Kultur als hoch und heilig. Wir empfinden unsere Kultur stets als das Beste und sind fabelhaft in der Lage andere Kulturen zu kritisieren. Das hat mir die Augen geöffnet. Die Kulturen sind nicht falsch – sie sind anders.

Wichtig ist die Unterschiede beiseite zu lassen und voneinander zu lernen – es gibt in jeder Kultur Gemeinsamkeiten, die sich zu feiern lohnen. Ich habe die deutsche Kultur am Anfang betrachtet, beobachtet und geschaut was davon für mich in Frage kommt: „Was finde ich an dieser Kultur genial?“. Die Deutschen können auf ihre Kultur sehr stolz sein, auch wenn die anderen sagen: “Ja, der Deutsche und seine Pünktlichkeit…“. Das ist etwas was dieses Land ausmacht. In einiger Hinsicht ist das sehr gut, das muss man beibehalten. Es gibt auch einige Dinge, die man in der Kultur nicht braucht, aber es ist nicht meine Aufgabe das zu korrigieren. Kulturen sind wie sie sind, man respektiert das. Ich habe von der deutschen Kultur die Pünktlichkeit gelernt, die Planung – diese Dinge sind heute ein Teil meines Lebens. Ich betrachte mich als Weltbürger und bin weder mauretanisch, noch deutsch, noch Muslim oder Christ, ich bin ich. Wir sind Menschen. Ich gründete in diversen Bereichen da ich merkte, dass es Dinge in dieser Kultur gibt die mir fehlen. Eins davon ist die Lockerheit – aus diesem Grund habe ich ‚Kitchen Connection‘ gegründet. Meinem Team und mir ist wichtig, die Unternehmenskultur in Deutschland zu fördern, um etwas lockerer zusammen zu kommen und Spaß miteinander zu haben. Deshalb lassen wir die Teams miteinander kochen. Kochen verbindet, schafft Lockerheit, Spaß und Teamgeist.

Das Startup ‚Networking Heroes‘ dreht sich um das Vernetzen und Netzwerken. In der Regel ist das Netzwerken immer trocken und viel zu unpersönlich. Wenn wir eine neue Person kennen lernen bauen wir eine Brücke zu ihr und viel mehr – wir öffnen ihr unsere Welt und geben die Chance sie kennen zu lernen. Unsere eigenen vier Wände, die unternehmerische oder sportliche Welt – einfach unsere Welt.

Als ich Ende 2015 nach Berlin kam, kannte ich hier Niemanden. Ich hatte kein Netzwerk, sowohl auf der Arbeit als auch privat. Jetzt habe ich zwei Geschäftspartner und viele Leute in meinem Netzwerk, dafür bin ich sehr dankbar. Ich bin mittlerweile auf vielen Veranstaltungen und nicht da, um meine Visitenkarten zu geben. Ich versuche sogar in letzter Zeit zu warten bis die Person selbst sagt: „Bilal, hast du eine Visitenkarte?“. Vernetzen ist nicht, Visitenkarten auszutauschen, Gehälter oder Anzüge miteinander zu vergleichen und Dienstleistungen miteinander auszutauschen. Vernetzen bedeutet Brücken bauen, Brücken öffnen, Welten öffnen und ist vor allem eine Bereicherung.

Eins plus eins ist gleich zweiundzwanzig – mal angenommen du hast zehn Leute in deinem Netzwerk, ich habe zehn Leute in meinem Netzwerk und wir beide lernen uns kennen. In einer gesunden Vernetzung öffne ich dir mein Netzwerk und du mir deines. Dann ist eins plus eins gleich zweiundzwanzig. Das ist das was es braucht, um sich in einer lockeren Atmosphäre kennenzulernen, miteinander zu kochen, Spaß haben – und noch wichtiger: Sympathie. Jemand gibt dir nur einen Auftrag wenn er dich sympathisch findet. Vielleicht sogar so sehr, dass er dir keinen Auftrag gibt, sondern gleich noch zehn weiteren Personen weiterempfiehlt. Ich möchte ein gemeinsames Erlebnis mit unseren Veranstaltungen schaffen und am Ende wissen, passen wir überhaupt zueinander oder nicht? Das Motto ist: koch zusammen oder fahre Kart gegen einen Investor oder zukünftigen Geschäftspartner.


Die Kulturen sind nicht falsch – sie sind anders.
Ich betrachte mich als Weltbürger und bin weder mauretanisch, noch deutsch, noch Muslim oder Christ, ich bin ich. Wir sind Menschen.


(6) Wie können wir gemeinsam als Gesellschaft eine Kultur des Gebens schaffen?


Bilal Dama: Das ist einfach. Das ist wirklich einfach. Ich habe eine Regel in meinem Alltag – mal schaffe ich das, mal schaffe ich das nicht. Als ich nach Berlin kam und im Bus und in der S-Bahn die Menschen beobachtete, habe ich weniger Musik gehört und viel mehr auf die Menschen geachtet. Durch die Digitalisierung ist jeder nur noch auf sein Handy fokussiert, niemand schaut, wer neben dem Anderen sitzt, ob das Kind gerade schreit, ob gerade eine alte Dame reinkommt, die vielleicht einen Platz braucht – oder ob dir vielleicht jemand gegenüber sitzt, der fast gerade weint, weil er traurig ist.

Ich versuche fünf Leute am Tag glücklich zu machen durch einfaches Geben. Was bedeutet Geben? Du machst die Leute glücklich, damit du glücklich wirst. Du bist automatisch glücklich, weil du die Menschen glücklich gemacht hast. Wenn ich diese fünf Menschen am Tag glücklich mache oder mit fünf Menschen am Tag rede, merke ich, dass ich nach zwei Stunden strahle wie eine Sonne. Wir geben und bekommen mehr zurück, weil es sich verbreitet.

Die Kultur des Gebens sollte man sich bewusst machen: „Warum gebe ich?“ – um glücklich zu sein. Um glücklich zu sein, muss man geben. Das macht das Leben einfach aus. Wenn ich zum Beispiel eine Dame an der S-Bahn oder Bushaltestelle sehe, die ein Lächeln gebrauchen könnte, gehe ich hin und sage: „Madame, egal wie es heute war, das Lachen steht Ihnen besser!“. Sie guckt dich an und lächelt und sagt: „Was?“. Ich: „Das Lachen steht Ihnen besser, also lachen sie einfach!“. Und sie lacht.

Manchmal sehe ich auch eine Frau in einem super schönen Kleid und sage: „Hey wow, das hat meinen Tag verbessert, Danke!“. Und dann lachen sie – oder ich gebe einem Obdachlosen mal einen Euro. Für dich ist es eine Kleinigkeit, für ihn ist das etwas Gutes. Was bedeutet, Kultur des Gebens? Das bedeutet einfach, man achtet auf deine Umgebung, auf seine Mitmenschen und du machst dich dadurch glücklicher, indem du andere Menschen glücklich machst. Angefangen mit dir, dir geht es gut. Es gibt ein Vermögen, dass nie kleiner wird, wenn man davon gibt und das ist ein Lächeln oder eine gute Tat. Dich kostet sie nichts, absolut nichts. Dieses Vermögen wird nicht kleiner, im Gegenteil, es wird größer.

Manche Menschen reagieren auch negativ darauf, aber das ist kein Grund damit aufzuhören. Ich glaube die Reaktion kommt daher, dass manche Menschen es gar nicht mehr gewöhnt sind, dass man hilft – öffne deine Augen und schaue auf deine Umgebung. Das was du gibst ist manchmal wirklich nicht viel. Statt eine Flasche wegzuschmeißen kannst du sie einem Obdachlosen geben. Einer alten Dame in der U-Bahn kannst du den Platz frei machen.

Eine Frau mit einem Kinderwagen braucht Hilfe oder jemand ist gerade traurig und braucht ein Lächeln – es ist wirklich das Geben von Kleinigkeiten. Manchmal liegt einfach eine Glasscheibe auf der Straße die jemandem weh tun könnte, es ist einfach sie vorher zu beseitigen. Jeder ist in der Lage zu geben. Die Frage ist nur: „Öffnen wir die Augen oder steigen wir in die S-Bahn und entscheiden uns traurige S-Bahn-Fahrer zu sein?“. Starren wir auf unsere Computer und lassen uns davon anstecken oder versuchen wir uns zu heilen, um wieder öfter in die Gesichter der Menschen zu schauen und zu gucken, ob ich etwas geben kann?


Ich versuche fünf Leute am Tag glücklich zu machen durch einfaches Geben.
Um glücklich zu sein, muss man geben. Das macht das Leben einfach aus.



Über Bilal Dama

Bilal Dama ist Gründer und Geschäftsführer von kitchenconnection.de. Das Networking soll in Zukunft leichter, lockerer und leckerer werden. Dabei sollen potentielle Gründer und Sponsoren in leichter Atmosphäre zusammen kochen und ins Gespräch kommen. ‚Sir Dama‘ ist eine Lifestyle-Marke für den Gentle- und Businessman, um ein stillvolles modernes Outfit zu erhalten und gewisse Regeln im Umgang miteinander zu erlernen. Dama betreut darüber hinaus Start Ups bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen, Strategien und stellt bei Bedarf Investorenkontakte her.